Effectuation – schon wieder so ein neumodischer Begriff?
Nein: Effectuation ist so alt wie die Menschheit selbst. Es ist eine Entscheidungslogik, zu der Menschen immer dann greifen, wenn sie spontan agieren wollen oder müssen, wenn die Rahmenbedingungen nicht klar sind oder die Informationen fehlen, um den Erfolg berechnen zu können.
Wichtige Kriterien für Effectuation sind:
- Meine Mittel, also meine eigenen Fähigkeiten, vorhandene Ressourcen und persönlichen Kontakte, die mir jetzt ermöglichen, etwas zu tun.
- Der mögliche Verlust, den ich bereit bin, zu riskieren: Zeit, Geld, Engagement,…
- Zufälle, die auf mein Vorhaben einwirken: Begegnungen und Gespräche, die neue Perspektiven und Möglichkeiten aufzeigen oder die, durch Anregungen und kritische Rückmeldungen, dem Vorhaben eine neue Richtung geben.
- Das Finden von Mitstreitern, von Interessierten, die das Vorhaben unterstützen und mitgestalten wollen.
Ein einfaches, viel zitiertes Beispiel: Kochen
Kausale Logik
Ich überlege mir, was ich kochen möchte, sehe mir das Rezept an, gehe die Zutaten einkaufen und habe – soweit meine Kochfähigkeiten ausreichen – genau das später auf dem Teller, was ich geplant habe.
Effectuation-Logik
Ich schaue in meinen Kühlschrank / meine Vorratskammer und überlege mir, was ich mit den vorhandenen Mitteln kochen kann. Wahrscheinlich werde ich improvisieren müssen, da mir für viele Rezepte ein paar Zutaten fehlen. Ich kann jedoch meine Möglichkeiten erweitern, wenn ich Freunde einlade und sie bitte, Zutaten mitzubringen. Vielleicht hat auch der eine oder andere Gast eine viel bessere Idee, was man aus dem Vorhandenen kochen könnte.
Was hat das mit dem Arbeitsalltag in Unternehmen zu tun?
Effectuation ist die Entscheidungslogik, mit der jedes Startup-Unternehmen beginnt. Aber auch erfolgreiche Unternehmen wenden die Logik an, wenn es neue Wege beschreiten will.
In ihrer Forschung hat Saras Sarasvathy, Professorin für Entreperneurship und Ethik an der Darden School of Business der University of Virginia, untersucht, wie erfolgreiche Manager und Unternehmensgründer arbeiten. Mit dem Begriff „Effectuation“ hat sie der längst gelebten Praxis ein wissenschaftliches Fundament gegeben.